15 Februar 2007

Ergotherapie zu Hause?

Hallo liebe Freunde, wieder einmal ein interessanter Newsletter

So schenken Sie Ihrem Kind Selbstvertrauen
„Wenn ein Kind im Kindergarten zu unruhig ist, wird es als ADS-Fall eingestuft (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom) und mit Medikamenten behandelt. Ist es zu ruhig oder ungeschickt, bekommt es Ergo-Therapie.“ So die (sicher leicht übertriebene) Analyse einer betroffenen Mutter.
Der Kinderarzt Rupert Dernick sieht häufig Kinder, die als ungeschickt, faul oder wahrnehmungsgestört bezeichnet werden und daher „Ergo“ (hieß früher „Beschäftigungstherapie“) erhalten sollen, damit sie in der Schule zurecht kommen. Vielen dieser Kindern fehlen aber Sinneserfahrungen, weil sie zu Hause nicht genug helfen dürfen oder sollen – z.B. aus übertriebener Sorge der Erwachsenen.
In diesem E-Brief lesen Sie, wie Sie mit einer Familien-Ergotherapie diesem Problem vorbeugen können.
Kompetenztraining im Alltag
Dernick hat ein Programm für Kind von 4 bis 7 Jahren entwickelt, das in jeder Familie ohne großen Aufwand zu Hause durchgeführt werden kann – ohne teure Therapiestunden und mühsame Anreise.
Beim FamilienErgo lernt Ihr Kind (bzw. Ihr Enkel?), seine Sinne zu nutzen, motorische Fähigkeiten zu entwickeln und selbstbewusst seinen Platz zu finden. Es beginnt mit einem Test: Welche der folgenden Tätigkeiten kann Ihr Kind schon?
Im Supermarkt einkaufen.
Tisch decken.
Abwaschen/Abtrocknen.
Gespültes korrekt wegräumen.
Gemüse schälen und schneiden.
Socken und Unterwäsche legen.
Eine Nachricht am Telefon übermitteln. Bei 5 oder mehr Ja-Antworten brauchen Sie FamilienErgo nicht, bei weniger sollten Sie sich im Folgenden Anregungen holen.
Ermutigung statt Kommando
Wählen Sie einen der 7 Bereiche aus dem Test aus und beginnen Sie mit einem dicken Lob: „Jetzt bist du schon so groß, dass du mir beim Essenmachen helfen kannst.“ Oder: „So geschickt, wie du Gameboy spielst, müsstest du auch eine Gurke schneiden können.“ Erledigen Sie dann die Tätigkeit mit dem Kind gemeinsam. Damit sich Ihr Kind konzentrieren kann, schalten Sie Radio, Fernseher und Telefon aus. Zeigen Sie dem Kind nur den Anfang, lassen Sie es so schnell wie möglich selbst probieren. Loben Sie sein Bemühen, bewerten Sie aber nie das Ergebnis. Falls Ihr Kind nach einer viel zu dicken Gurkenscheibe schon aufgibt, sagen Sie: „Das war doch prima, danke. Nachher (oder morgen) kannst du mir wieder helfen.“ Wichtig: Niemals aufgeben, auch nicht bei Rückschlägen oder Ihren eigenen Verzweiflungsanfällen („Mit dem Messer umgehen lernt der nie!“). Immer am nächsten Tag weiterüben! Loben Sie auch winzigste Fortschritte, und setzen Sie ein Ziel (1 Gurke ohne Hilfe komplett in Scheiben schneiden; alleine Brötchen kaufen; 1 Telefonnummer aus dem Kopf wählen usw.).
Belohnung und Steigerung
Besorgen Sie 6 Leuchtsterne zum Aufkleben (oder ein ähnliches besonderes Symbol). Wenn das Ziel in einem der 7 Tätigkeitsfelder erreicht ist, bekommt Ihr Kind einen Stern, der feierlich über dem Bett aufgehängt wird. Warten Sie auf die Frage, wofür die anderen Sterne sind. Sagen Sie ihm, dass das Ich-kann-das-schon-Sterne sind, und bieten Sie an, z. B. ab morgen beim Einkaufen zu helfen und einen weiteren Stern dafür zu bekommen. Wählen Sie für den 1. und 2. Stern auf jeden Fall etwas, was Ihr Kind gerne macht und gut kann. Nichts beflügelt Entwicklung besser als Erfolg! Steigern Sie in den nächsten Wochen den Schwierigkeitsgrad. Vergeben Sie einen Leuchtstern, wenn Ihr Kind z. B. im Bereich Einkaufen alle Punkte der Erfolgskontrolle beherrscht oder im Bereich seiner Möglichkeiten gelernt hat.
Freude am Lernen entdecken
Es gibt bewusst nur 6 Sterne für 7 Tätigkeitsbereiche, um zu zeigen: Kein Kind muss alles können. Schwächen in einem Bereich können kompensiert werden durch Stärken in einem anderen. FamilienErgo verbessert die Beziehung zwischen Eltern und Kind, weil es dafür sorgt, dass Ihr Kind bald auch andere Dinge von Ihnen lernen möchte (ohne einen Leuchtstern dafür zu bekommen). Denn die größte Belohnung ist die Stärkung des Selbstbewusstseins durch das eigene Können.
aus dem Newsletter von www.simplify.de
gesendet von Edeltraud

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